1920 Erster Segelflugwettbewerb
Das Jahr 1920 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Luftfahrt. Nur zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs befand sich die Welt in einer Phase des Umbruchs, in der die enormen technologischen Fortschritte der Kriegsjahre nun zivilen Zwecken zugeführt werden sollten. Weltweit wurden Anstrengungen unternommen, erste zivile Luftverkehrslinien zu etablieren und die Möglichkeiten des Fliegens weiter zu erkunden.
Für Deutschland stellte sich die Situation jedoch ungleich komplexer und herausfordernder dar. Der am 10. Januar 1920 offiziell in Kraft getretene Vertrag von Versailles legte der deutschen Luftfahrt drastische Fesseln an. Er verbot nicht nur jegliche militärische Fliegerei, sondern beschränkte auch den Bau und Betrieb ziviler Flugzeuge.
Diese Restriktionen wirkten auf die deutsche Luftfahrtentwicklung in zweierlei Hinsicht. Einerseits unterdrückten sie direkt die Entwicklung militärischer und großer ziviler Motorflugzeuge. Andererseits wirkten sie als unbeabsichtigter Katalysator für bestimmte Nischen. Da der unmotorisierte Flug weitgehend unreguliert blieb, kanalisierten sich deutsches aeronautisches Interesse und Fachwissen verstärkt in den Segelflug, was unmittelbar zur Organisation der Rhön-Wettbewerbe führte.
Unter der Leitung von Oskar Ursinius, dem Herausgeber der Zeitschrift "Flugsport" kam es 1920 zum ersten Segelflugwettbewerb auf der Wasserkuppe. Die Idee war, den Gleitflug zum modernen Segelflug weiterzuentwickeln und die besten Konstrukteure und Piloten zusammenzubringen. Die baumfreie Kuppe und die sanften Hänge boten perfekte Wettbewerbs-Bedingungen.
Die Abbildung zeigt die Titelseite der Zeitschrift "Flugsport" Nr. 14 vom 7. Juli 1920. (Bildquelle: Deutsches Segelflugmuseum mit Modellflug.)
Zu Beginn des mehrwöchigen Wettbewerbs dominierte Willi Pelzner mit seinem durch Gewichtsverlagerung gesteuerten Hängegleiter. Dieser Entwurf verfügte über kein "Fahrwerk" und der Pilot startete indem er begann den Hang herunter zu laufen bis er zu Fliegen begann.
Pelzner gelang eine Flugstrecke von 452 Metern in 52 Sekunden was Ihm Platz 3 einbrachte. Auf Platz 2 kam Eugen von Lößl mit 770 Metern in 80 Sekunden.
Die Abbildung zeigt Willi Pelzner beim Start seines Hängegleiters im Jahr 1920. (Bildquelle: Deutsches Segelflugmuseum mit Modellflug.)
Wolfgang Klemperer gelang gegen Ende des Wettbewerbs mit dem "Schwarzer Teufel" der Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen ein Flug von 1830m in 142 Sekunden. Damit war ihm der Sieg nicht zu nehmen.
Die Abbildung zeigt den "Schwarzen Teufel" (FVA-1) beim Segelflugwettbewerb auf der Rhön im Jahr 1920. (Bildquelle: Archiv Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen.)
Das Besondere bei Klemperers Flügen war, das er den "Gummiseilstart" dabei etablierte.